2008 gab es den ersten Liechtenstein-Kongress an der Universität Liechtenstein in Vaduz. 2014 wurde die Veranstaltung, die heuer zum sechsten Mal stattfand, dann in Green Summit umbenannt.

Foto: Universität Liechtenstein

Mittlerweile deklariert das Marketing ja fast alles als "nachhaltig", und nahezu jede Immobilienaktivität wird einem "Greenwash" unterzogen. Doch den Green Summit an der Universität Liechtenstein vor wenigen Wochen prägte eine andere Qualität.

Schon der Untertitel "Der Gipfel der essenziellen Dinge: Essen, Bauen, Leben, Sein" belegte die Einbettung architektonischer, bau- und immobilienwirtschaftlicher Aktivitäten in größere Zusammenhänge. So etwas kann schief-, so etwas kann gutgehen. Hier ging es gut. Und zwar für rund 150 Teilnehmer, die nicht nur aus der Region und Europa, sondern unter anderem auch aus Indien, Marokko, den USA, Kanada sowie anderen Ländern mehr nach Vaduz angereist waren.

Grüne Revolution

Initiator Peter Droege, Professor für Nachhaltige Raumentwicklung an der Universität Liechtenstein, stellte in seiner Begrüßung Zusammenhänge heraus: "Was wir essen, ist letztlich Öl, und auch unsere Städte hängen vom Öl ab." Nach der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert, die von der Technik und Technologie getrieben war, erleben wir nun eine grüne Revolution, so Droege. Bei deren Analyse komme es auf die Aspekte Essenz und Suffizienz an, aber auch um die Vernetzung ganz unterschiedlicher Aktivitäten und Ansätze.

Dazu gehören auch Denkansätze. Große Zustimmung fand der Referent Andi Götz von der Werkstatt Faire Zukunft in Liechtenstein, als er über das geplante Haus der Nachhaltigkeit für die Region sagte: "Eigentlich gibt es kein Haus, das nachhaltig sein kann. Das kann bestenfalls das sein, was darin geschieht – oder eben nicht." Eine andere Referentin befand Ähnliches: "Nachhaltiger wäre gewesen, wir hätten gar nicht erst gebaut." Doch bekanntlich brauchen wir Gebäude sowie deren Planung und Finanzierung.

Den Immobilienaspekt repräsentierte das Projekt "Whisper Valley" in Austin, Texas (USA). Dort entsteht derzeit auf einer Fläche von rund 800 Hektar eine Art Stadt in der Stadt, die 750 Wohnhäuser, aber auch Büro- und Handelsflächen vorsieht – alles in Passivhausstandard. Dabei führt der Entwickler Taurus nahezu alles zusammen, was derzeit ökologisch geht: Außer der Fotovoltaik auf dem Dach gehören auch geothermische Heiz- und Kühlanlagen im Boden sowie eine besonders schnelle und umfangreiche Internetverbindung dazu. Letztere wirkt sich auch auf die Mobilität aus. Schließlich arbeiten immer mehr Menschen, zumindest zeitweise, im Homeoffice – und vermeiden so unnötige Fahrten zwischen Wohnung und Firma.

Planungssicherheit für alle

Doch der eigentliche Clou liegt für die Nutzer in der Finanzplanung. Statt die erhöhten Investitionskosten für die nachhaltige Konzeption auf den Preis der Immobilien aufzuschlagen, zahlt der Nutzer 25 Jahre lang eine feste Gebühr, die in etwa den derzeitigen Kosten für die Energieversorgung seiner Immobilie entspricht. Das gibt langfristige Planungssicherheit für alle Beteiligten.

Zudem stellten sich ein gutes Dutzend Initiativen und Unternehmen aus Liechtenstein und der Bodenseeregion vor. Auch aus Vorarlberg waren Projekte dabei. Unter dem mit dem Gesamtmotto korrespondierenden und sowohl die Natur als auch die Landwirtschaft aufgreifenden Titel "Saat der Zukunft" reichte das thematische Spektrum von der "Bienenoffensive Lustenau" über "Ethik im Essen" bis zum "regionalen Null-Karbon-Konzept" . Beim LifeCycle Tower Dornbirn ging es sowohl um Niedrig-Karbon-Praxis als auch um die bewusst geplanten bautechnischen Voraussetzungen für eine höchstmögliche flexible Nutzung dieser Immobilie. Denn als Bürogebäude geplant, muss diese Nutzung keinesfalls für immer so bleiben.

So wurden die diversen Berggipfel im Fürstentum mit dem Green Summit um einen grünen Gipfel im Tal erweitert. Letzterer zeigte eindrucksvoll, was wir nicht nur für Erstere, sondern für Natur und Klima unternehmen können – und sollten. (Andreas Schiller, 11.7.2015)